Eine Birke anzapfen
Materialien:
Handborer 0,5 cm Durchmesser, Gurt oder Schnurr, Flasche mit Deckel, 0,5 cm dickes Röhrchen-ca. 2-5 cm lang oder Holunderast.
Für Später:
Baumwachs-Gärtnerei oder Baumschule, runder Ast von ca. 4 cm Dicke und 5-8 cm Länge, gegebenenfalls ein Messer und Gewebeband.
Beschreibung:
Im März wenn der Saft in die Bäume steigt ist die beste Zeit eine Birke anzuzapfen.
Sobald sie Blätter bekommt nimmt die Wasserzufuhr schlagartig ab.
Als erstes solltet ihr wissen das es als Waldfrevel ausgelegt wird wenn ihr eine Birke im Wald anzapft. Jeder Baum gehört irgendwem. Deswegen bei Freunden zapfen im eigenen Garten oder beim Forstamt um Erlaubnis bitten. Die sind da eigentlich ganz offen. Birken werden im Wirtschaftswald betrachtet wie beim Bauern die Diestel. Die Birke sollte einen Umfang von 35 cm nicht unterschreiten. Dicke Birken stecken das Zapfen alle Zwei Jahre gut weg. Junge Birken bitte nur einmal in ihrer Jugend behelligen. Birken die einen guten Zugang zu Wasser haben (Bach, Sumpf, See) vertragen das anzapfen besser. Möglichst keine Birken die im Hang stehen. Die haben es schwer an genügend Wasser zu gelangen.
Wenn ihre euch ein Exemplar ausgesucht habt, schaut ihr erst mal wo die Sonne steht. Ihr solltet nämlich die Südseite des Baumes ausfindig machen. Dort wo die Sonne am längsten und stärksten hin scheint fließt das meiste Wasser den Stamm auf und ab.
Dann bohrt ihr mit einem Hand-oder Akkubohrer in Höhe eures Bauchnabels ( ungefähr 1 Meter) ein Loch in die Borke der Birke. Setzt den Bohrer leicht schräg von unten an. Damit das Röhrchen dann auch nach unten zeigt. Das Loch sollte je nach Borkendicke 2,5-4,5 cm in tief sein. Bei jungen Birken reichen 2 cm. Das Ende des Lochs erweitert ihr ein wenig indem der Bohrer kreisförmig am Rand entlang führt wird. Nicht übertreiben, ganz wenig reicht schon. So entsteht ein konisches Loch was es erleichtert das Röhrchen hinein zu buxieren. Meist fängt die Birke hier schon an zu saften. Das ist gut, denn so spült sie gleich das Loch frei von Bohrmehl etc. Nun steckt das Röhrchen soweit hinein wie es geht. Es muss nicht bombenfest sitzen sollte aber auch nicht gleich rausrutschen. Die Flasche wird jetzt so mit dem Gurt oder der Schnurr an dem Stamm befestigt das die Öffnung das Röhrchen umfasst. So geht kein Tropfen durch den Wind. Zurrt es gut fest, denn es wird je nach Flaschengröße bis 1 Kilogramm Gewicht halten müssen. Das ist ein bisschen Pfriemel -Arbeit aber ihr habt schnell ein System. Wie viel Wasser die Birke euch schenken mag hängt ganz von ihrem Standort (trocken oder feucht ) und ihrem Alter ab. Eine Junge Birke an einem feuchten Ort wird mehr Wasser führen als eine alte Birke an einem trockenen Ort. Über den Daumen gepeilt könnt ihr davon ausgehen das ihr bei einem 0,5 cm breitem Bohrloch in drei Tagen ca. 1,5 L Wasser sammeln könnt. Da das Birkenwasser schnell gärt ist es ratsam es täglich einzusammeln.
Zum verschließen sucht die Birke entweder abends oder früh morgens auf (siehe Wissenswertes).
Mit dem Baumwachs wird das Loch wieder geschlossen. Sucht euch einen kleinen Ast der als Spachtel dient. Danach legt dem mit Hilfe des Gewebebandes einen Druckverband an.
Zu der Methode bin ich gekommen als ich parallel zu meinen ersten Zapferfahrungen einen erste Hilfe Kurs besucht habe. Meine Birke wollte sich nämlich einfach nicht schließen lassen. Sie spülte das Wachs und andere Stopfmittel einfach immer wieder raus. Hierfür braucht ihr das Gewebeband und den Ast (siehe oben).
Also probierte ich es mit dem Druckverband und entfernte ihn nach austrieb der Blätter wieder. Das ist wichtig damit sich keine Pilze oder Bakterien unter das immer feuchte Band setzen und dem Baum schaden. Wir verlassen den Ort der uns Dient ohne Spuren zu hinterlassen. Wenn ihr euch jetzt fragt wie ein Druckverband angelegt wird wäre es mal wieder Zeit für einen erste Hilfe Kurs ;-).
Bitte besucht die Birke am nächsten Tag um sicher zu gehen das der Verband dicht hält.
Galenikas aus der Birke:
Birkenwasser, Birkenblättertee, Birkenhaar- und Gesichtswasser, Birkenpech, Frischsaft aus den Blättern, ätherisches Birkenöl und Gemmotherapie- Präparate aus Birkenwasser oder Knospen
Sammelzeiten:
Saft und Knospen von März bis Anfang Mai
Blätter Mai bis Juni
Blätter und Knospen liegend, schonend trocknen bis sie knistern und Luftdicht abpacken. Sie duften angenehm balsamisch. Sind im Geschmack harzig-bitter und werden in Teemischungen gerne mit Minze, Melisse oder ähnlich wohlschmeckenden Kräutern abgerundet.
Inhaltstoffe der Blätter:
Flavone, ätherisches Öl, Harze, Saponine, Vitamin C, Gerb-und Bitterstoffe
Inhaltsstoffe des Wassers:
Aminosäuren, Eisen, Kalium, Kalzium, Magnesium, Natrium, Phosphor, Proteine, Zink, Vitamin C und Saponine
Gegenanzeigen:
Mit dem Birkenwasser kommt einiges im Körper in Fluss. Leber aber vor allem die Nieren haben mehr zum Entgiften als sonst. Deswegen ist es sinnvoll die empfohlene Tagesdosis nicht zu überschreiten. Das ist vor allem wichtig für Menschen mit Herz-und Kreislauf-Problemen, Birkenallergikern und Nierenunterfunktionen. Bitte immer zusätzlich viel stilles Wasser trinken um das “Ausschwemmen und Durchspülen” des Organismuses zu erleichtern.
Anwendung:
Die Birke wirkt auf Körper und Geist belebend und reinigend. Sie bietet sich für eine Frühjahreskur grade zu an. Nach dem langen und dunklen Wintertagen sehnt sich auch unser Körper nach Bewegung und Reinigung. Wir können hierfür den Saft verwenden. 2-3 Schnapsgläser am Tag mindesten 2 Wochen lang. Er regt Blase und Niere an-entwässert und hilft so Schadstoffe auszuschwemmen. Gleichzeitig Äußerlich angewendet hilft das Birkenwasser bei Hautausschlägen und schlecht heilenden Wunden. Auch als Gesichts- und Haarwasser ist es sehr beliebt. Es verfeinert und reinigt das Hautbild. Regelmäßig in die Kopfhaut einmassiert belebt es diese und soll bei Haarausfall ein gutes Mittel sein.
Wir können aber auch die jungen Blätter als Tee getrunken für eine wirksame Frühjahreskur verwenden. Hierfür sammeln wir die Knospen und noch Harzigen Blätter. (Bitte von jedem Ast nur wenig nehmen) Der Tee wird mit kochendem Wasser aufgegossen und 5-10 Minuten abgedeckt ziehen gelassen. 2 Teelöffel getrocknete Blätter auf eine Tasse. Davon 2-3 Tassen pro Tag mindestens 2 Wochen lang. Auch aus frischen Blättern kann der Tee aufgebrüht werden. Dann sind es 4 Teelöffel pro Tasse. Der Tee schmeckt sehr herb. Sollte aber wegen seiner wertvollen Bitterstoffe nicht gesüßt werden.
Auch der frisch ausgepresste Saft aus den Blättern hat eine entschlackende und belebende Wirkung. Hierfür werden die frischen Blätter täglich ausgepresst und 1-2 Teelöffel mit Wasser oder Apfelsaft gemischt getrunken.
Das Birkenwasser gärt schnell weswegen es in skandinavischen Ländern (hier wird es getrunken wie Limo) Mit Nelken, Zimt und Zitronenscheiben haltbarer gemacht wird.
Oder wir frieren es Portionsweise ein. Mit Alkohol und ätherischen Ölen gemischt lässt sich die Haltbarkeit nicht nur verlängern sondern auch wunderbare Gesichts- und Haarwasser herstellen. Hierfür ätherische Öle nach Wahl und Ansprüchen auswählen. Z.B. Rosmarin bei fettiger Kopf- und Gesichtshaut. Fenchel bei unreiner Haut. Rose bei juckender Haut etc.
Basisrezept. 1/3 der Menge wird mit Hochprozentigem Alkohol versetzt. Danach die ätherischen Öle nach Geschmack hinzu und gut schütteln. Denkt daran das ätherische Öle nicht zum Verbrauchen sondern zum gebrauchen da sind. Weniger ist hier oft mehr. Meist reicht 1 Tropfen auf 100 ml. Wer empfindlich ist mit Alkohol der verringere die Menge und oder Prozentzahl oder nutze den Saft ganz unverdünnt solange er gut ist. Das ist der Fall solange er nicht gärt. Hier noch ein Rezept aus Birkenblättern.
Birkenhaarwasser:
2 Eßl Brennesselblätter
1 Eßl Brennesselwurzel
2 Händevoll frische junge Birkenblätter
4 Eßl Rosmarinnadeln
1 L 69 % Alkohol
15 Tropfen ätherisches Zitronenöl
Alle Kräuter sollten frisch sein. Sie werden in ein dunkles Schraubglas gegeben und mit dem Alkohol aufgefüllt. Gut verschließen und gelegentlich schütteln. Nach 2-3 Wochen abseihen, das ätherische Zitronenöl dazu geben und in eine dunkle Tropfflasche füllen. Nach der Haarwäsche in die Kopfhaut einmassieren.
Text und Copyright: Maria Hoffmann, Alterkülz den 02.02.18
Busch, Wilhelm (1832-1908)
Die Birke
Es wächst wohl auf der Heide und in Des Waldes Raum ein Baum zu Nutz Und Freude,
genannt der Birkenbaum.
Die Schuh, daraus geschnitzet, Sind freundlich von Gestalt.
Wohl dem, der sie besitzet, Ihm wird der Fuß nicht kalt.
Es ist die weiße Rinde zu Tabaksdosen Gut, Als teures Angebinde für den, Der schnupfen tut.
Man zapfet aus der Birke sehr Angenehmen Wein, man reibt sich, Dass es wirke, die Glatze damit ein.
Dem Birkenreiserbesen gebühret Preis und Ehr; Das stärkste Kehrichtwesen, Das treibt er vor sich her.
Von Birken eine Rute, Gebraucht am Rechten Ort, Befördert oft das Gute mehr als Das beste Wort.
Und kommt das Fest der Pfingsten, Dann schmückt mir fein das Haus, Ihr, meine liebsten Jüngsten,
Mit Birkenzweigen aus.